Sonntag, 29. November 2015

U Bahn, Untergrund, Kunst und Video am Schloßplatz

U-Schlossplatz
Eine U-Bahn-Station, ein Kiosk und ganz viel Subkultur!
sozialpalast 2015
Programm 27.11. bis 19.12.
Termine: 27.11. // 04.12. // 11.12. // 18.12. (Fr., 20h) & 19.12. (Sa., 20h)

Erik Biembacher und sein Sozialpalast bespielen für vier Wochen die Unterführung zwischen H1 und Schlossplatz. An der Straßenunterführung hat er auf beiden Seiten U Bahn Schilder aufgestellt, in der Unterführung läuft eine Videoinstallation, die die Berliner BVG durch den Tunnel fahren lässt.
An den Wochenenden finden Konzerte, Performances und Parties in der Unterführung statt. Das sind auch die einzigen Abende, wo man die U Bahn Station betreten kann. Schon öfters hat der Sozialpalast an ungewöhnlichen Orten Musiker aufspielen lassen und sie in eine Multimediainstallation reingesetzt. Die Frage, ob das Kunst oder Event oder Kunstevent oder Konzert ist, scheint egal. Der Sozialpalast verfolgt seit Jahren seine Idee mit aufwendig-medialen Tamtam Musiker zu präsentieren, da gehört Durchhaltewille zu und Überzeugung.

Und schon Tobias Rehberger hat bei den Skulturprojekten 1997 auf dem H1 eine großartige Clubmeile auf rotem Teppich geschaffen, die das Clubleben zur Kunst erklärte.

U-Bahn Linien - Kunstdinger gab es übrigens schon öfters in Münster. Kiepenberger 1977 oder bei der vorletzten Schauraum HBF Ausstellung 2013. Aber der Sozialpalast behauptet auch erst gar nicht, dass sie das Rad neu erfunden haben. Auf ihrer Seite weisen sie auf den U-Bahn Schacht Kiepenbergers hin.

Ob die Installation jetzt Kunst ist, dieser Frage kann man sich stellen. Man kann aber auch einfach nur ein Konzert besuchen.

Sonntag, 22. November 2015

Kleine artige Dinge im no cube

artig?
Gruppenausstellung
no cube
22. November 2015 – 31. Januar 2016

Teilnehmende Künstler/innen:
Johanna K. Becker, Helmut Dick, Anke Gollub, Thomas Gerhards, Ulrich Haarlammert, Nikola Hamacher, Barbara Koch, Kirsten und Peter Kaiser, Stephanie Luening, Martina Muck, Michael Müller, Candia Neumann, Gaby Peters, Dietmar Schmale, Olaf Thomas, Constanze Unger, Ivo Weber


Wenn man bei Ausstellungseröffnungen die Hütte voll kriegen will, muss man ein paar Dinge beachten. Zum Einen empfiehlt es sich einen Schauraum zu haben, der nur aus wenigen Quadratmeter Fläche besteht, dann lade man achtzehn Künstler ein, den Laden mit kleinen Werken zu bespielen. Die Künstler sollten aus Münster kommen und hier auch einen Bekanntenkreis besitzen, der mal eine Ausstellung besucht. Vielleicht sollte man noch Kaffee, Bier und Kuchen anbieten und selber Authentizität versprühen und vielleicht Künstler sein.

Bei Candida Neumann im no cube ist die Hütte voll. Die Arbeiten sind klein, es sind achtzehn Künstler vor Ort und ein Haufen Angehörige. Sie macht selber bei der Ausstellung mit, ist also Kunstschaffende. Es wird Kaffee und Bier getrunken und teilweise auch Kunst geguckt.

Gezeigt wird in der Ausstellung alles mögliche. Die Frage im Titel der Ausstellung „artig?“ wird dabei nicht für besonders wichtig genommen. Jeder zeigt, was er an kleinen Werken in der Kammer hat und guckte wohl hinters Sofa, was in dem Raum passt. Es gibt inszenierte Fotografie, Kunst -Dienstleistung, Humor, Kitsch, Illustration, Objekte aus Plastik, Holz, Papier, Geldstücken.

Irgendwas wird schon dabei sein, was einem gefällt. Ich habe ein kleines Plastikmännchen in Erinnerung behalten, was auf einer kleinen, schmalen, grauen Leiste steht und ficken an die Wand geschrieben hat. Frech, frech. Gerhards zeigt Minikühe aus Metal, die vor einer Postkarten-Alpenidylle stehen. Lustig. Vielleicht sind es auch Schweine. Vielleicht sind es auch nicht die Sachen von Thomas Gerhard.

Im hinteren Raum gibt es Getränke und eine Liste mit allen kleinen Werken. Leider steht dort aber auch nicht, was jetzt von wem ist. So steht man vor vielen kleinen Arbeiten und rät, wer was geschaffen hat. Manches ist einfach zu erraten, wenn man Anhaltspunkte früherer Arbeiten hat oder Titel auf Inhalt schließen lassen, bei manchen fehlt einem jede Idee. Diese Hürde nicht nehmen zu müssen, würde der Ausstellung ganz gut tun.


Am Ende noch die Antwort auf die Frage im Ausstellungstitel. Artig? Ist die Kunst brav und artig oder ist hier jemand unartig und tanzt aus der Reihe. Alle artig. Nichts unartiges gesehen. Ein harmloser Sonntag.

No cube
schau- und atelierraum für kunst + medien
achtermannstraße 26
48143 münster


öffnungszeiten
dienstags 18°° - 21°° uhr
freitags 14°° - 17°° uhr
und jeden vierten Sonntag im Monat (15°° - 18°° Uhr/Feiertage u. Atelierzeiten ausgeschlossen)


Gardinenkunst im cuba

Cuba curtain

Anja Kemker und Georg Hartung
cuba Foyer
20. November 2015 bis 20. Dezember 2015


Heimelig ist im Titel die neue Ausstellung im cuba Foyer, die Freitag eröffnet wurde. Cuba curtain, cuba Gardinen, nennen Anja Kemker und Georg Hartung ihre Ausstellung und zeigen, wie nicht anders zu erwarten, Gardinen. Gardinen, die in vielen Lagen vor einem Fenster hängen, Fotos von Fenstern, vor denen Gardinen hängen, ein Zelt aus Gardinen und Gardinenmuster, die über einen Tageslichtprojektor auf eine Wand projiziert werden.

Heimelig ist nur der Titel der Ausstellung. Die einzelnen Arbeiten machen nichts behaglich im Foyer. Der Raum bleibt die kalt und steril. Der Raum ist auch wirklich nicht leicht. Das sagen immer alle Kuratoren und Künstler, dass der Raum im cuba nicht leicht ist. Sie sagen es, damit das Scheitern nicht so weh tut und das Publikum Rücksicht auf die Künstler nimmt, die sich auch wirklich auf schwierigem Terrain bewegen.

So gab es auch kaum einmal eine Ausstellung in den letzten Jahren, die sich wirklich mit dem Raum beschäftigt hat und ihn als Aufgabe annahm. Die Meisten gucken einfach, ob sie ihren Standard ins cuba rein installieren können. UND SCHEITERN.

Ein Ausnahme war sicherlich die Installation der Künstergruppe JaePaes (2008??). Sie bauten die Reste eines Billigbäcker – Ladens ins Foyer und erzählten die Geschichte eines SB Bäckers, der in den heiligen Hallen des Kulturzentrums pleite ging. Überall lag nur noch der Müll des Ladens rum. JaePaes war einer der wenigen, die keine Angst vorm Scheitern hatten.

Jetzt aber Gardinen. Die Fotos von Anja Kemker zeigen den Blick aus einem alten Haus. Die Gardinen sind Sichtschutz und Deko. Das Gardinenzelt soll auch auf die Flüchtlingsströme und deren Leid hinweisen. Die Gardinen sind Schutz vor Kälte. Die Gardinen vor dem großen Fenster, in vielen Bahnen hinter einander gehängt, sind Vorhang und Raumtrenner. Alles nett ausgedacht, aber es haut einen nicht um. Gardinen sind heimelig und altbacken, aber nicht im cuba.

Wenn Kunst berühren soll, dann hat das leider bei mir nicht geklappt. Aber heißt ja nichts.


Mittwoch, 18. November 2015

Leistungsnachweis im Wewerka Pavillon

Richtungslos - Shinah Lee
Wewerka Pavillon
17. November 2015 bis 03. Januar 2016
Wewerka Pavillon Münster

Im Wewerka Pavillon ist momentan eine Ausstellung der koreanischen Künstlerin Shinah Lee zu sehen. Wenn man als Passant in den Pavillon schaut, sieht man auf dem Boden ein weiße, glänzende Platten, die den gesamte Boden ausfüllen. An den beiden Seiten des Kunstraums sind zwei Lichtkästen angebracht, die jeweils ein Dreieck zeigen, wobei das Eine spiegelverkehrt ist.

Da es einen Artikel in der Tagespresse zur Eröffnung gab, weiß man, dass die Dreiecke die Symbole für das Herren- und Damenklo in Korea sind. Der spiegelnde Boden soll ein Ausdruck der unendlichen Weiten sein, die Ausstellungsraum nach draußen tragen, da sich das Außen in ihm wiederspiegelt.

Die Presse, die in Münster vor allem aus der WN besteht, geht wie immer nett mit der Kunst um. Auch wenn der Kulturschreiberling der WN aus dem letzten Dreck noch was zaubern kann, traut er sich kaum die Kunst in Münster zu kritisieren.

Mongololei, unendliche Weiten, Innen und Außen, Damen- und Herrenklo: Die aktuelle Ausstellung im Wewerka Pavillon ist auch mit dem Hintergrundwissen langweilig und typisch akademisch. Hier war scheinbar wieder eine Künstlerin im Wewerka Pavillon am Werk, die am Meisten Sorgen darüber hatte, ob ihre Dozenten mit der Installation klar kommen.

Die Kunst ist wieder nicht mehr, als eines der vielen öden Referate, die an der Uni gehalten werden und die nichts anderes verfolgen, als den Leistungsnachweis zu bekommen.

Für den Kunstinteressierten Laien, der vielleicht am Wochenende mal am Wewerka Pavillon Kunst gucken möchte, ist das nix. Da kann er sich wirklich den Weg sparen.

Armes Münster. Arme Akademie.